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Außenlager Ohrdruf

Das Außenlager Ohrdruf des KZ Buchenwald (Deckname: S III) war das erste Konzentrationslager, das 1945 durch westalliierte Truppen befreit wurde. Die Fotos der verhungerten, erschossenen und verbrannten Menschenleiber, die die schockierten Soldaten der 3. US-Army vorfanden, prägen bis heute das Bild der nationalsozialistischen Verbrechen.

Blick auf einen Wachturm und den Lagerzaun des Buchenwalder Außenlagers Ohrdruf. Der Wachturm wirkt provisorisch und erinnert an einen Jägerstand.
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Wachturm des Außenlager Ohrdruf (Nordlager), 1945. Foto: ACME Newspictures.
 Amerikanische Soldaten und überlebende Häftlinge stehen vor den Leichen ermordeter Häftlinge des Buchenwalder Außenlagers Ohrdruf (Nordlager).
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US-Soldaten stehen vor den Leichen ermordeter Häftlinge auf dem Appellplatz des Nordlagers. Zum Teil hatten die Häftlinge des Krankenreviers noch ihre Essgeschirre in der Hand, 1945. Foto: ACME Newspictures.
Blick in eine Baracke des Außenlagers Ohrdruf, in der aufgestapelte Leichen verstorbener Häftlinge liegen. Neben der geöffneten Tür stehen amerikanische Soldaten.
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Baracke des Außenlagers Ohrdruf, in der aufgestapelte Leichen verstorbener Häftlinge liegen, 10. April 1945. Foto: U.S. Signal Corps.
Blick in eines der Massengräber des Buchenwalder Außenlagers Ohrdruf. Aus einem schlammigen Loch ragt ein Bein heraus.
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Blick in eines der durch die SS wieder geöffneten Massengräber, 10. April 1945. Foto: U.S. Signal Corps.
Einer der Überlebenden des Außenlagers Ohrdruf zeigt Generälen der US-Armee einen von der SS errichteten Rost aus Eisenbahnschienen, auf denen sie Häftlingsleichen verbrannten.
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Dwight D. Eisenhower (Mitte) vor einem von der SS errichteten Rost aus Eisenbahnschienen, auf denen die Leichname verstorbener Häftlinge aus den Massengräbern verbrannt wurden, 12. April 1945. Foto: Moore, U.S. Signal Corps.

Die Baracken des Außenlagers Ohrdruf waren bereits 1940 als Unterkunft für übende Truppen der Wehrmacht errichtet worden, im November 1944 entstanden der improvisierte Lagerzaun und die hölzernen Wachtürme. Die angepflanzten Fichten sollten später der Tarnung dienen.

Das Außenkommando war erst im November 1944 auf einem Truppenübungsplatz bei Ohrdruf aufgebaut worden. Es bestand aus einem Nord- und Südlager, später kamen ein Zeltlager bei Espenfeld und ein Lager in Crawinkel hinzu. In ihm wurden Häftlinge untergebracht, die die SS für ihre Bauprojekte zur Zwangsarbeit einsetzen wollte. Das Bauvorhaben war aberwitzig: Noch in den letzten Kriegstagen sollten die KZ-Häftlinge ein unterirdisches Ausweichquartier für die deutsche Reichsregierung bauen. Es wurde niemals fertig gestellt.

Bereits Ende 1944 waren mehr als 10.000 Häftlinge in den Lagern, insgesamt bis Ende März 1945 an die 20.000 Häftlinge: Hauptsächlich Russen, Polen und ungarische Juden, auch Franzosen, Tschechen, Italiener, Belgier, Griechen, Jugoslawen und Deutsche. Ein Überlebender berichtet, in den Baracken habe es keine Betten, sondern auf dem Boden nur „blutiges Stroh und Läuse“ gegeben. Und obwohl Winter war, wurden nicht alle Häftlinge in Baracken untergebracht: Es gab Strohlager in ehemaligen Pferdeställen, Zelten und alten Bunkerbauten. Die Arbeitsschichten waren auf die völlige Entkräftung der Menschen ausgelegt: Den anfangs 10 bis 11, später bis zu 14 Stunden harter körperlicher Arbeit beim Straßen- und Gleis bzw. unterirdischen Stollenbau standen stundenlange Märsche und Appelle, das Fehlen minimalster Standards sanitärer Einrichtungen und medizinischer Betreuung, unzureichende Verpflegung und mangelhafte Bekleidung gegenüber. Die SS, Anfang Januar 1945 mit Wachmannschaften aus Auschwitz verstärkt, trieb dennoch den Ausbau der Stollen mit brutaler Grausamkeit voran. Noch im Lager starben mehr als 3.000 Menschen an Erschöpfung oder wurden ermordet.

Die, die nicht mehr arbeiten konnten, schob die SS in Sterbelager ab: 4.300 Kranke wurden als „Arbeitsunfähige“ nach Bergen-Belsen oder in das Kleine Lager nach Buchenwald transportiert. So muss man heute davon ausgehen, dass in der kurzen Zeit vom 20. November 1944 bis zum 5. April 1945 weit mehr als 7.000 Menschen durch das Außenlager Ohrdruf ihr Leben verloren haben. Mit dem Heranrücken der amerikanischen Truppen wollte die SS die zu diesem Zeitpunkt noch über 13.000 Häftlinge nach Buchenwald evakuieren. Die Todesmärsche durch die Dörfer Thüringens begannen am 1. April 1945; auf ihnen brachten die SS, der Volkssturm und Jugendliche der HJ noch einmal weit über 1.000 Menschen um. Massengräber, die die SS hatte anlegen lassen, ließ sie wieder öffnen und versuchte, die verwesenden Leichen unter freiem Himmel zu verbrennen. Unter den Häftlingen des Nordlagers, die für marschunfähig gehalten wurden, richtete sie ein Massaker an: Die erschöpften Menschen wurden unter dem Vorwand einer Essensausgabe auf den Appellplatz gebracht, dort schoss die SS sie nieder und ließ sie liegen.

 

„Nichts hat mich je so erschüttert wie dieser Anblick.”
Dwight D. Eisenhower

Am 4. April 1945 erreichten Einheiten der 3. US-Army das weitgehend geräumte Lager und fanden die zahllosen Toten. Meyer Levin, einer der ersten Soldaten in Ohrdruf, schreibt in seinen Erinnerungen:

„Wir hatten es gewusst. Die Welt hatte Gerüchte darüber gehört. Aber noch keiner von uns hatte es gesehen. Noch heute früh hatten wir uns diesen Anblick nicht vorstellen können. Und jetzt waren wir ins Zentrum, ins wimmelnde Innere des schwarzen, fürchterlichen Herzens vorgedrungen. [...] Jetzt wussten wir Bescheid. Diese erste Erfahrung nahm alle folgenden vorweg. Bergen-Belsen, Dachau – wir wurden Spezialisten.“

Dwight D. Eisenhower, der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte, besichtigte am 12. April 1945 das Lager. Er schreibt: „Ich bin niemals im Stande gewesen, die Gefühle zu schildern, die mich überkamen, als ich zum ersten Mal ein so unbestreitbares Zeugnis für die Unmenschlichkeit der Nazis und dafür vor Augen hatte, dass sie sich über die primitivsten Gebote der Menschlichkeit in skrupelloser Weise hinwegsetzten. Bisher hatte ich nur gewusst, dass es Lager dieser Art gab, alles andere kannte ich nur von Hörensagen. Nichts hat mich je so erschüttert wie dieser Anblick.“

Der Truppenübungsplatz wurde im Juli 1945 durch die sowjetische Armee übernommen, das Nordlager dem Erdboden gleichgemacht. Zwei Gedenksteine aus dieser Zeit erinnern an die Toten. 1993 wurde das Gelände durch die Bundeswehr übernommen.

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