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Maurice Pertschuk

Britischer Agent im französischen Untergrund (4:03 Min.)

Portraitaufnahme von Maurice Pertschuk
Maurice Pertschuk (1921–1945), um 1941.

Transkription

[Auszug aus Personalakte]
„Ein stets ausgezeichneter und besonders arbeitsamer Offizier. Es ist eine Tragödie, dass er wenige Tage vor der Befreiung hingerichtet wurde, nachdem er so lange überlebt hatte. Je mehr wir von seiner Arbeit in Toulouse und seinem vorbildlichen Verhalten im Lager hören, desto mehr ehren wir sein Andenken. Ein Mann, auf den man stolz sein kann.“

Sprecher:in So einer der letzten Einträge in der Personalakte des Agenten Maurice Pertschuk beim britischen Geheimdienst. Als diese Worte geschrieben werden, ist er bereits seit neun Monaten tot – ermordet von der SS im KZ Buchenwald.

Weil er gegen die Deutschen kämpfen will, hat sich Maurice 1940 freiwillig zur britischen Armee gemeldet. Er entstammt einer russisch-jüdischen Familie, die jahrelang in Frankreich und England gelebt hat. Wie seine Eltern und Geschwister ist Maurice britischer Staatsangehöriger.

Weil er akzentfrei französisch spricht, wirbt der britische Geheimdienst ihn an. Er wird Teil einer neuen Spezialeinheit – der Special Operations Executive. Ihre Agenten agieren hinter den feindlichen Linien und organisieren den dortigen Widerstand gegen die deutschen Besatzer.

Nach einer mehrmonatigen Ausbildung in England bringt man ihn im April 1942 mit einem Boot nach Südfrankreich. Sein Auftrag: Er soll in der Gegend um Toulouse ein neues Widerstandsnetzwerk aufbauen.

Der junge Agent mit dem Decknamen „Eugène“ ist sehr erfolgreich. In kurzer Zeit rekrutiert er eine Vielzahl von französischen Männern und Frauen in Fabriken und öffentlichen Einrichtungen. Die von Maurice geleitete Gruppe trägt den Tarnnamen „PRUNUS“.

Über ein Jahr sind sie im Untergrund aktiv. Sie führen Flugblattaktionen durch, begehen Sabotageakte und organisieren Waffenlieferungen aus England. Bei einer Aktion in einer Sprengstofffabrik wird Maurice zusammen mit anderen im April 1943 verhaftet – ein Spitzel hat sie an die Deutschen verraten. Die Gestapo inhaftiert ihn zunächst für einige Monate im Gefängnis von Fresnes bei Paris. Über das Lager in Compiègne wird Maurice im Januar 1944 nach Buchenwald deportiert.

Im Lager registriert ihn die SS unter dem Namen „Martin Perkins“ – wiederum ein Deckname, den Maurice nach seiner Ankunft angegeben hat. Er gilt als englischer Student.

Seine Mithäftlinge beschreiben ihn später als einen stillen, sehr höflichen und kameradschaftlichen jungen Mann. Er arbeitet in der Effektenkammer und schreibt Gedichte. Kurz vor Kriegsende scheint die Gestapo jedoch seine wahre Identität herausgefunden zu haben. Sein österreichischer Mithäftling Karl Flanner erinnert sich an die letzten Momente mit Maurice Pertschuk:

Karl Flanner „Eines Tages, es war der 29. März 1945, wurde über den Lautsprecher seine Nummer aufgerufen. Er zog seinen Rock über, setzte die Mütze auf und begab sich auf den Weg zum Tor. […] Bald trat er aus der Toreinfahrt mit zwei SS-Männern an seiner Seite, die ihn quer über den Appellplatz zum Krematorium eskortierten. Ich wartete noch, ob ich […] die tödlichen Schüsse hören würde – vergebens. Sie hatten ihn ja gehenkt. Noch am gleichen Tag wurden seine Kleider, wie sonst auch üblich, zur Weiterverwertung in die Bekleidungskammer gebracht.“

Sprecher:in Maurice Pertschuk wird nur 23 Jahre alt. Posthum erhält er für seinen Einsatz englische und französische Auszeichnungen. Ein Jahr nach Kriegsende erscheinen erstmals seine in Buchenwald verfassten Gedichte mit dem Titel „Leaves of Buchenwald“.


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