Trauer um Prof. Dr. em. Fritz Wagner

Im Dezember 1945, im Alter von knapp 16 Jahren wurde Fritz Wagner in seiner Heimatstadt Rudolstadt festgenommen und ein halbes Jahr lang im Gefängnis Saalfeld festgehalten und unter extremer Gewaltanwendung verhört. Aufgrund seiner vorherigen Tätigkeit als Fähnleinführer im Jungvolk war ihm vorgeworfen worden, Angehöriger einer bewaffneten Untergrundorganisation (Werwolf) zu sein, um gegen die Besatzungsmacht zu kämpfen. Die Vorwürfe bestätigten sich während der langen Vernehmungen nicht.

Am 14. Juni 1946 wurde er in das Speziallager Nummer 2 in Buchenwald gebracht. Dort war er von Jahresbeginn 1947 bis zu seiner Entlassung im Sommer 1948 im Lazarett als Sanitäter tätig. Die Erfahrungen, die er dort machte, prägten seinen weiteren Lebensweg.

Nach der Entlassung aus dem Speziallager beendete er die Schule mit dem Abitur und begann ein Studium der Medizin. Nach einer Ausbildung zum Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe widmete er sich der wissenschaftlichen Tätigkeit und war zuletzt als Hochschullehrer und Direktor der Frauenklinik der medizinischen Hochschule Erfurt tätig.

Nach seiner Pensionierung setzte er sich intensiv für die Aufarbeitung der Speziallagergeschichte ein und gehörte dem Beirat der ehemaligen Häftlinge des Speziallagers Nr. 2 an. In zahlreichen Zeitzeugengesprächen teilte er seine Erfahrungen jungen Menschen mit. Für seinen engagierten, reflektierten Blick auf die historischen Zusammenhänge der Speziallagergeschichte ist die Gedenkstätte Buchenwald außerordentlich dankbar und wird Professor Dr. Fritz Wagner ein ehrendes Andenken bewahren.