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Weimar im Nationalsozialismus
Ein Stadtplan: www.weimar-im-ns.de
Ausstellung
Franz Ehrlich. Ein Bauhäusler in Widerstand und Konzentrationslager
2.8. – 11.10.2009, Neues Museum Weimar
Chronologie der Befreiung
Die Chronologie der Befreiung des KZ Buchenwald im April 1945 finden Sie hier.

Das Lagertor - Gebäude
Das Torgebäude gehörte zu den ersten Bauten, die Häftlinge 1937 errichten mussten. Es diente als Hauptwachtturm der insgesamt 22 Wachttürme; auf ihm thronte ein Maschinengewehr, mit dem der gesamte Appellplatz beschossen werden konnte. Auch alle Durchsagen der SS erfolgten über die Lautsprecher des Torgebäudes. Der rechte Flügel enthielt die Büroräume des Schutzhaftlagerführers, im linken war das Lagergefängnis, der gefürchtete "Bunker". Das Torgebäude war auch der einzige erlaubte Zu- und Ausgang des Lagers. Es diente der Grenzziehung zwischen der "Volksgemeinschaft" – als deren Elite sich die SS verstand – auf der einen und den "Gemeinschaftsfremden" auf der anderen Seite. Der von der SS erzwungene Gang durch das Tor bedeutete den Eintritt in ein Dasein, das von Qualen, Leid, Schmerz und Verbrechen geprägt war. Foto: Kriminalpolizei Weimar, 1937. SGBuMD

Rechts vor dem Lagertor: Der Zoo
Postkarte des Zoologischen Gartens der SS von 1939. In unmittelbarer Nähe des Eingangsbereiches in das Häftlingslager ließ Lagerkommandant Karl Koch 1938 einen Tierpark errichten. Er wurde aus erpressten "Spenden" der Häftlinge finanziert. Mittelpunkt des "Zoologischen Gartens Buchenwald", wie er offiziell hieß, war ein Bärenzwinger mit vier Braunbären. Der Zoo sollte den SS-Männern "Zerstreuung und Unterhaltung" bieten, wie es in einem Kommandanturbefehl heißt. Der entstehende Kontrast zwischen den Bildern einer gepflegten und schönen Tierwelt und den ins Elend gestoßenen Massen von Menschen, die wie Aussätzige vegetieren mussten, war offensichtlich gewollt. Neben der SS und ihren Familien war der Zoo auch Zivilarbeitern aus Weimar zugänglich, die in den Betrieben unweit des Lagers tätig waren. SS-Postkarten warben für den Zoo. Das nahe gelegene Weimar und seine Bevölkerung waren für die Nationalsozialisten als Stätte der deutschen Klassik von besonderem Interesse. Die Stadt ist ein einzigartiges Beispiel dafür, was der nationalsozialistische Anspruch bedeutete, eine neue, rassistisch definierte Gesellschaft zu errichten. SGBuMD

Zeitschneise
Blick vom Hauptturm ins Lager; links die Baracken der Lagerwerkstätten, dahinter das Krematorium. Im Bildhintergrund die Schneise durch den Wald, nach dem 11.04.1945. Das Lagertor steht auf einer alten herzöglichen Jagdschneise des Schlosses Ettersburg, die 1937 von den Architekten des Konzentrationslagers für den Verlauf des Lagerzauns genutzt wurde. Heute macht das 1999 begonnene Projekt "Zeitschneise" diesen Weg wieder zugänglich und verbindet das Schloss Ettersburg als Sinnbild der Weimarer Klassik mit dem KZ Buchenwald. Die Zeitschneise regt an, die Nähe von Kultur und Barbarei zu reflektieren. Foto: Alfred Stüber. SGBuMD

"Jedem das Seine"
Detailansicht des Lagertors mit der Inschrift „Jedem das Seine“. Die Inschrift "Jedem das Seine" entstand Anfang 1938. Auf Befehl des Lagerkommandanten wurde sie von innen lesbar angebracht. Die auf dem Appellplatz stehenden Häftlinge sollten sie ständig vor Augen haben. Die SS bezog sich offensichtlich auf die höchste preußische Auszeichnung, den Schwarzen Adlerorden, der dieselbe Inschrift in lateinischer Sprache trug. Der Spruch selber ist zwei Jahrtausende alt und geht auf den römischen Rechtsgrundsatz "suum cuique" zurück. Die SS interpretierte "Jedem das Seine" unmissverständlich als Recht der "Herrenmenschen" zur Erniedrigung und Vernichtung der Anderen. Auf einem Balken über dem Durchgang hatte die SS auch einen eigenen Spruch angebracht: "Recht oder Unrecht – mein Vaterland". Ein Buchenwalder Häftling – Franz Ehrlich, ehemaliger Meisterschüler am Bauhaus Dessau – erhielt den Befehl, einen typografischen Entwurf für den Spruch "Jedem das Seine" anzufertigen. Ehrlich entwarf die Buchstaben in Anlehnung an die Meister des Bauhauses und an seinen Lehrer Joost Schmidt. Die Typografie des Lagertores wird so zur subtilen Intervention gegen den menschenverachtenden Geist der Inschrift. Foto: SGBuMD

Arrestzellenbau
Das Torgebäude vom Appellplatz aus gesehen. SS-Foto von 1943. Am rechten Anbau sind die Fensterverblendungen des Arrestzellenbaus für die Dunkelhaft zu erkennen. Im linken Trakt mit den verblendeten Fenstern waren die gefürchteten Zellen des "Bunkers". So hieß das Lagergefängnis, das von Februar 1938 bis zum Ende immer voll belegt war: sechsundzwanzig Zellen links und rechts des schmalen Mittelganges, jede 2,05 m lang und 1,38 m breit, separat beheizbar und abzudunkeln, mit hochklappbarer Pritsche und Stahltür. Der offizielle Strafkatalog für Arreststrafen – 3 bis 42 Tage in der Zelle, einzeln oder in Gruppen, tagsüber stehend, ohne Gelegenheit zum Liegen und Sitzen, auch als Dunkelhaft und generell bei Wasser und Brot – galt nur als Richtlinie. Die Einweisung war willkürlich und die Gründe dafür konnten Diebstahl, homosexuelle Beziehungen, Ungehorsam, Sabotage, ein Fluchtversuch oder Widerstand sein; diese Taten wurden als Verstöße gegen die Lagerordnung geahndet. Tatsächlich dauerte die Tortur in den engen Zellen oft Monate und endete für viele mit dem Tod. "Verhör bis zum Geständnis", wie es bei der SS hieß, war Alltag in der schlimmsten Folterstätte des Lagers. Menschen wurden hier zu Tode gequält, an den Gitterstäben erhängt oder durch Injektionen von Phenol und Luft umgebracht. Abgestumpfte Aufseher quälten aus eigenem Antrieb oder im Auftrag. Manchmal, wie im Fall des evangelischen Pfarrers Paul Schneider, wurde das ganze Lager Zeuge der qualvollen Prozedur. In Zelle 1 verbrachten Menschen ihre letzten Stunden vor der Ermordung im Krematorium. Foto: SS, 1943. Musée de la Résistance et de la Déportation, Besançon

15.15 Uhr, am 11. April 1945
Torgebäude mit Uhr, 2008. Als Panzer der 3. US-Armee am 11. April 1945 die Höhe des Ettersberges überrollten, besetzten einige Häftlinge der internationalen Widerstandsorganisation das Lagertor. Der Lagerälteste, Hans Eiden, hisste auf dem Turm eine weiße Fahne. Damit signalisierte er den amerikanischen Truppen die Flucht der SS aus diesem Bereich. Der Moment der Befreiung Buchenwalds – 15.15 Uhr – ist im Ziffernblatt der Turmuhr festgehalten. Foto: Katharina Brand. SGBuMD

Heutige Nutzung des Torgebäudes
Seminarraum im ehemaligen Verwaltungstrakt des Torgebäudes. Das Modell wurde 1962 vom ehemaligen Häftling Richard Kucharczyk gestaltet. Heute dient der linke Teil des Torgebäudes, der ehemalige "Bunker", als Gedenkort für Häftlinge, die in den Zellen gestorben sind. Die Räume können besichtigt werden. Im rechten Flügel befinden sich Räume mit Modellen des Lagergeländes – eines wurde von einem ehemaligen Häftling gestaltet – für die historisch-politische Bildungsarbeit der Gedenkstätte. Foto: Claus Bach. SGBuMD