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Rosa Winkel

25.05.2023 ‒ 25.08.2023, 07:00‒22:00 Uhr

Ausstellung

Hauptgebäude der FSU Jena (1. OG)

Eröffnung der Rosa Winkel-Ausstellung in Weimar

Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora Ausstellung im Hauptgebäude der Friedrich-Schiller-Universität Jena (1. OG)

Eröffnung: 25. Mai, 18 Uhr

Etwa 700 Männer wurden im Nationalsozialismus als Homosexuelle in die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora in Thüringen verschleppt. Circa die Hälfte von ihnen überlebte nicht.

Im Unterschied zu anderen Verfolgtengruppen wurde den als homosexuell Verfolgten nach 1945 jahrzehntelang die Anerkennung als NS-Opfer verweigert. Ursache dafür waren Kontinuitäten der Verfolgung, die lange vor 1933 begann und nach 1945 andauerte: Der im Deutschen Kaiserreich 1871 eingeführte und von den Nazis 1935 verschärfte § 175 stellte männliche Homosexualität unter Strafe. Obwohl sich die strafrechtliche Verfolgung per Gesetzestext ausdrücklich auf homosexuelle Männer bezog, wurden auch Lesben, Transpersonen und Sexarbeiter:innen Opfer der homofeindlichen Verfolgung durch den NS-Staat. Diskriminierung und Verfolgung endeten mit der Niederschlagung des Nationalsozialismus nicht. In der alten Bundesrepublik wurde der Strafrechtsparagraf erst 1968 abgeschwächt und 1994 endgültig abgeschafft.

Unter welchen Bedingungen queere Menschen im KZ litten und welche Erfahrungen der Diskriminierung und Kriminalisierung sie auch nach der Befreiung machten, erzählt die Ausstellung „Rosa Winkel. Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora“ erstmalig. Erarbeitet wurde die Ausstellung 2022 unter Leitung von Dr. Daniel Schuch und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner von Studierenden der FSU Jena in Kooperation mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Die Gestaltung erfolgte durch das Weimarer Büro werkraum_media.

Im Mittelpunkt der Präsentation stehen die Lebens- und Arbeitsbedingungen als homosexuell verfolgter Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora. Auf der Grundlage zahlreicher, teils erstmals der Öffentlichkeit präsentierter Fotos, schriftlicher Dokumente und Erinnerungsberichten ehemaliger Häftlinge aus deutschen und internationalen Archiven zeigt die Ausstellung, dass die mit einem rosa Winkel gekennzeichneten Häftlinge in Buchenwald und Mittelbau-Dora zeitweise auf der untersten Stufe der sozialrassistisch bedingten Häftlingshierarchie standen und unter einem hohen Vernichtungsdruck standen. Die meisten wurden der Strafkompanie zugeteilt und mussten auszehrende Zwangsarbeit im Steinbruch leisten. Zudem schob die SS sie häufiger als andere Häftlinsgruppen in das als Todeskommando berüchtigte Außenlager Dora ab. Einige Häftlinge litten zudem unter pseudomedizinischen Versuchen, die Ärzte an ihnen vornahmen, um ihre Homosexualität zu „heilen“.

Ganz bewusst beschränkt sich die Ausstellung nicht auf das Thema der Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus. Gerahmt wird der Ausstellungskern von zwei Abschnitten, die den Umgang mit Homosexualität im Kaiserreich und in der Weimarer Republik thematisieren und den Blick auf rechtliche und gesellschaftliche Kontinuitätslinien nach 1945 werfen. Nicht nur die in beiden deutschen Staaten bis in die 1980er (DDR) bzw. 1990er Jahre (Bundesrepublik) andauernde strafrechtliche Verfolgung ist hier zu nennen,sondern auch die bis in die 2000er Jahre vom Staat verweigerte Anerkennung und Entschädigung verfolgter Homosexueller als Opfer des Nationalsozialismus. In der Ausstellung präsentierte neu recherchierte Dokumente des Ministeriums für Staatssicherheit machen deutlich, dass auch in der DDR die Würdigung der homosexuellen KZ-Opfer zumindest behindert wurde. Dass sich der gesellschaftliche Blick auf das Thema Homosexualität und auf die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus schließlich änderte, ist vor allem der Selbstorganisation von Schwulen und Lesben zu verdanken, die seit den 1970er Jahren selbstbewusst für ihre Rechte eintraten und die sich den rosa Winkel als Symbol aneigneten.

Mit dem Epilog endet die Ausstellung dennoch wenig optimistisch. Als Opfer des Nationalsozialismus werden die als homosexuell Verfolgten zwar mittlerweile fast überall gewürdigt. Die Homophobie ist damit aber nicht überwunden. Vielmehr erlebt sie in Staaten wie Ungarn, Polen, Russland oder dem Iran einen neuen Aufschwung, und auch in Deutschland müssen Schwule, Lesben und Transpersonen Diskriminierung, Ausgrenzung oder sogar offene Gewalt durch ihre Mitbürger:innen fürchten.

Eine Ausstellung von Studierenden der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora


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