Rolf Staudte während der "Tage der Begegnung" 2017, Gedenkstätte Buchenwald

Trauer um Rolf Staudte

Vorsitzender des Beirates der ehemaligen Häftlinge des Sowjetischen Speziallagers Nr. 2 verstorben.

Ende letzter Woche erreichte uns die traurige Nachricht, dass Rolf Staudte, der Vorsitzende des Häftlingsbeirates zum sowjetischen Speziallager Nr. 2 an der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora, am 29. Juni 2022 in Gera verstorben ist.

Rolf Staudte war 1927 in Marbau (Sumatra) geboren worden und wuchs in Gera auf. Nach Abschluss der Schule mit Mittlerer Reife wurde er im Sommer 1944 in die Wehrmacht eingezogen und zum Flieger ausgebildet. Ohne an Kampfhandlungen teilgenommen zu haben, kam er im März 1945 verwundet in einem Lazarett nach Thüringen.

Im August 1945 verhafteten ihn ein sowjetischer Offizier und ein deutscher Polizist in Gera. Während der Verhöre wurde er als vermeintlicher Werwolf beschuldigt. Als einer der ersten Häftlinge des sowjetischen Speziallagers Nr. 2 kam Rolf Staudte am 17. September 1945 in Buchenwald an. Im Lager arbeitete er im Bäckereikommando und konnte dadurch die spärliche Essensration etwas aufbessern. Die sowjetische Ärztekommission stufte ihn Ende 1946 als arbeitsfähig ein, 1947 wurde er in die Sowjetunion nach Karaganda (heute: Kasachstan) verbracht, wo er als Maurer arbeitete. Nach einem Arbeitsunfall kam er ins Lazarett und wurde am 2. August 1948 mit dem ersten Rücktransport nach Frankfurt/Oder entlassen.

Zurück in Gera machte Rolf Staudte eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann, war bei der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut tätig und wurde später Lehrer für Sport und Kunst.

In seinem Ruhestand engagierte er sich für die Aufarbeitung der Geschichte des sowjetischen Speziallagers. Als Vorsitzender des Häftlingsbeirates Speziallager begleitete und unterstützte er die Arbeit der Gedenkstätte Buchenwald. Vielen Thüringer Schüler:innen ist er als Zeitzeuge in lebhafter Erinnerung. Noch auf der Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an das sowjetische Speziallager Nr. 2 im September 2020 sprach er sich prägnant für die Fortführung der historischen Aufarbeitung und gegen rechtsextreme Angriffe auf die Menschenrechte und die Demokratie aus.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora trauern um Rolf Staudte und behalten ihn in dankbarer Erinnerung. Wir werden ihn nicht vergessen und sein Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.