Autor Knut Elstermann (im Bild rechts) erzählt dem Publikum von der Begegnung mit seiner "Tante", der Ausschwitz-Überlebenden Gerda Schrage.
Foto: Andreas Froese-Karow, KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Bewegende Familiengeschichte

Großes Interesse am Dokumentarfilm über die Auschwitz-Überlebende Gerda Schrage. Autor Knut Elstermann zeichnete das Portrait einer starken Frau

Rund 80 Zuschauer aller Altersgruppen kamen zur heutigen Filmvorführung von "Gerdas Schweigen" in den Kinosaal der Gedenkstätte. Der Dokumentarfilm der Berliner Regisseurin Britta Wauer portraitierte die 1920 in Berlin geborene Jüdin Gerda Schrage, die im April 1944 nach Auschwitz deportiert wurde und dort infolge der unmenschlichen Experimente des KZ-Arztes Josef Mengele ihr neu geborenes Kind verlor. Dank eines deutschen Wehrmachts-Deserteurs konnte sie im Januar 1945 ihrer drohenden Ermordung entkommen und 1948 in die USA emigrieren.

60 Jahre lang schwieg sie über ihre Lebens- und Leidensgeschichte, bis sie sich schließlich ihrem "Neffen" Knut Elstermann anvertraute und zu erzählen begann. Der Journalist zeichnete ein berührendes Portrait seiner "Tante", einer engen Freundin der Familie, das 2005 als Buch erschien und die Grundlage für den Dokumentarfilm von 2008 bildete.

Im voll besetzten Kinosaal erzählte Elstermann nach der Filmvorführung von seiner persönlichen Begegnung mit Gerda, die im vergangenen Jahr in New York starb. Fast alle Zuhörer im Saal blieben zur Diskussionsrunde, viele stellten dem Autor Elstermann interessierte Nachfragen. Der Journalist präsentierte dem Publikum außerdem originale Archivdokumente zu Gerda Schrages Geschichte, der er bei seinen Recherchen gesammelt hatte, darunter den Enteignungsbescheid und die Transportliste nach Auschwitz. Eine wichtige Erkenntnis seiner persönlichen Auseinandersetzung mit Gerdas Geschichte formulierte er folgendermaßen: "Gerade die Hilfe, die Gerda von anderen Menschen erfuhr, zeigt, dass jeder Einzelne damals doch etwas tun konnte."