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Dauerausstellung

Die Ausstellung zeigt das vielgestaltige Beziehungsgeflecht zwischen den Lagern und ihrem gesellschaftlichen Umfeld auf und trägt damit zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema der Täterschaft und der Verantwortung von Mittätern und Zuschauern bei. Dazu zählt auch die Frage nach den Beweggründen, die Verantwortliche in Bau- und Rüstungskonzernen, aber auch kleine Handwerker veranlasste, KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter auszubeuten. Auch die Verantwortung von Technikern, Ingenieuren und Managern, die KZ-Häftlinge im Mittelwerk V2-Raketen montieren ließen, wird in der Ausstellung hinterfragt. Damit regt die Ausstellung zur Diskussion um die Ethik von Wissenschaft und Technik an.

Blick in den dunklen Ausstellungsraum. Die Tafeln an den Wänden sind von hinten beleuchtet und zeigen Fotos und Texte. Im Gang dazwischen stehen Besucher:innen.

Einführung

Der engere historische Kontext der Geschichte Mittelbau-Doras ist die sich spätestens seit Stalingrad abzeichnende deutsche Kriegsniederlage. Hier setzt die Ausstellung inhaltlich und gestalterisch an. Im Eingangsraum wird der Besucher sowohl mit Fotos aus dem zerstörten Stalingrad und der Rede von Propagandaminister Goebbels im Berliner Sportpalast („Wollt Ihr den Totalen Krieg?“) als auch mit aus dem Stollen im Kohnstein geborgenen Relikten konfrontiert – Schutt und Raketenschrott, der Dora als Schlachtfeld des Totalen Krieges visualisiert und zugleich einen Spannungsbogen zwischen dem Jahr 1943 und der Jetztzeit herstellt. Im Mittelpunkt steht die Frage, warum das nationalsozialistische Deutschland 1943 den Krieg nicht beendete, sondern mit dem Totalen Krieg in die totale Niederlage steuerte und die Repressions- und Vernich­tungspolitik einen letzten Eskalationsschub erhielt.

Eine Lore aus grob bearbeitetem Holz. Dahinter ein Foto des Stollens.

KZ-Zwangsarbeit und Untertageverlagerung

Im Mittelpunkt stehen die KZ-Zwangsarbeit und damit diejenigen, die unter der Arbeit litten und an ihren Folgen starben: die Häftlinge. Das zentrale Exponat ist ein aus dem Stollen geborgener originaler Grubenhunt, eine Art überdimensionale Lore, mit der Häftlinge beim Stollenvortrieb ausgebrochenes Gestein in mühevoller und kräfte­zehrender Arbeit aus dem Stollen bringen mussten. Der Grubenhunt steht exemplarisch für die beiden Hauptthemen Mittelbau-Doras – die Geschichte der KZ-Zwangsarbeit und die der versuchten Untertageverlagerungen in der zweiten Kriegshälfte.

Das Foto zeigt eine Ausstellungswand in der Dauerausstellung. Der Ausschnitt im Fokus befasst sich mit Täterbiografien. Unten an der Wand sind Vitrinen mit Exponaten zu sehen, darüber hängen Infotafeln zu den Täterbiografien.

Täterschaft und Verantwortung

Gefragt wird auch nach der Motivationsstruktur der Täter, Mittäter und Zuschauer. Mit der differenzierten Darstellung der Täter- und Mittäterschaft im Umfeld der Lager, deren Motive eine Gemengelage aus sozialen und ideologischen Strukturen sind, die zum Teil auch heute noch wirken, soll der Ausstellungsbesucher darüber hinaus – ohne den erhobenen Zeigefinger – ermuntert werden, selbstkritisch seine eigene politische, ethische und soziale Haltung im heutigen Leben zu hinterfragen. Damit ist der Aktualitätsbezug der Gedenkstättenarbeit hergestellt, ohne durch falsche Analogiebildungen und letztlich ahistorische Vergleiche etwa mit dem Völkermord in Ruanda oder den „ethnischen Säuberungen“ im früheren Jugoslawien die NS-Verbrechen zu relativieren. Und schließlich ist damit auch die Frage beantwortet, die sich viele Gedenkstättenbesucher, vor allem die jüngeren, angesichts des nahenden Endes der Zeitzeugenschaft immer wieder stellen: „Was geht uns heute, nach über 70 Jahren, eigentlich noch die Geschichte der Konzentrationslager an?“

Aufbau

Zu sehen sind Bersucher:innen in einem der Austellungskorridore der Dauerausstellung, die rechts und links in die Inhalte vertieft sind, vereinzelt umhergehen oder sich unterhalten.

Räumliche Gliederung

Die Strukturgeschichte Mittelbau-Doras wird entlang einer langgestreckten Innenvitrine anhand narrativer Texte und zahlreicher Dokumente, Fotos sowie dreidimensionaler Exponate erzählt. Letztere sind Fundstücke aus dem Lagergelände oder dem Stollen oder wurden von überlebenden Häftlingen und Zeitzeugen aus der Umgebung der Mittelbau-Lager zur Verfügung gestellt. Zahlreiche Dokumente und Fotos, die ausgestellt werden, sind erst in den letzten Jahren nach aufwändigen Recherchen in deutschen und ausländischen Archiven, u.a. in Moskau und Washington, verfügbar geworden. Als Reproduktionen werden sie in der Ausstellung erstmals dem breiten Publikum zugänglich gemacht.

Die narrativen Stränge entlang der Mittelvitrinen werden in großen Wandvitrinen entlang der Außenwände durch biografi­sche Zusatzinformationen ergänzt. Hier werden durch Texte und Exponate ausführlich die Biografien von 19 Häftlingen und 13 Tätern präsentiert. Dabei ist Wert darauf gelegt worden, bei der Auswahl der Lebensgeschichten nach repräsentativen Kriterien zu verfahren. So zeigen die Häftlingsbiografien die große Bandbreite der NS-Verfolgung, und die Täterbiografien stellen am individuellen Beispiel bestimmte Tätergruppen vor.

Eine Besucherin sitzt an einer Hörstation und trägt Kopfhörer.

Vertiefungszone

Für Besucher, die sich noch detaillierter mit der Geschichte Mittelbau-Doras auseinandersetzen wollen, stehen  in der Ausstellung Computerterminals zur Verfügung.
Hier wird die Möglichkeit geboten, in verschiedenen Sprachen Zeitzeugeninterviews und vertiefende Informationen zu den 40 Außenlagern des KZ Mittelbau abzurufen. Die entsprechende Datenbank ist so konzipiert, dass neue Erkenntnisse oder neue Dokumente oder Fotos problemlos eingefügt werden können.

Thematische Schwerpunkte

Eine dreidimensionale Reliefkarte aus Holz. Einzelne Standorte sind mit senkrechten schwarzen Balken beschriftet.

1. Vom Außenlager Dora zum KZ Mittelbau

Erzählt wird die Gründung des KZ-Außenlagers Dora mit der Verlagerung der Raketenrüstung aus Peenemünde, der Einrichtung des unterirdischen Konzentrationslagers im Kohnstein im Herbst 1943 und die Entwicklung vom Buchenwalder Außenlager „Dora“ zum selbständigen KZ Mittelbau im Laufe des Jahres 1944. Thema ist ferner die Einbettung des KZ Mittelbau in den regionalen NS-Lagerkosmos. In einem Landschaftsrelief des Harzes sind die Standorte der Lager des KZ Mittelbau markiert. Diese zogen sich als dichtes Netz über die gesamte Region.

Eine große Tafel an der Wand mit dem Thema "Häftlinge in Mittelbau-Dora". Davor ein Besucher.

2. Die Häftlinge

Gezeigt wird, aus welch vielfältigen Gründen Häftlinge in die Konzentrationslager eingewiesen wurden und aus welchen Herkunftsländern die Insassen des KZ Mittelbau-Dora stammten. Es werden Hierarchien innerhalb der Häftlingsgesellschaft aufgezeigt, wozu auch das System der Funktionshäftlinge gehört. Das bestimmende Kennzeichen der KZ-Haft in Mittelbau-Dora war die mörderische Zwangsarbeit. Sie steht deshalb auch in diesem Ausstellungsabschnitt im Mittelpunkt. Weitere wichtige Themen sind der Widerstand und die Selbstbehaup­tung der Häftlinge.

Das Foto zeigt ein Exponat eines hölzernen Spinds der Waffen-SS. In dem Schrank ist eine Luftwaffeuniform sowie eine Schirm-Mütze zu erkennen. Auf dem Schrank liegt ein Helm.

3. Täter, Mittäter und Zuschauer

Dargestellt werden die Angehörigen der Lager-SS und die Wachmannschaften, die sich zu einem großen Teil aus Luftwaffensoldaten zusammensetzten. Anhand biografischer Beispiele werden auch Manager, Techniker und Ingenieure präsentiert, ohne die der Betrieb des KZ Mittelbau-Dora nicht möglich gewesen wäre. Ferner werden Fragen nach der Einbindung der Mittelbau-Lager in die regionale Wirtschaftsstruktur und nach der Haltung der von der Häftlingsarbeit profitierenden Firmen aufgeworfen.

Die Ausstellungstafeln des letzten Abschnitts der Ausstellung. Sie sind in einem dunklen Gang und von hinten beleuchtet.

4. Zusammenbruch und kein Ende

Mit der Ankunft von 16.000 Häftlingen, die von der SS im Winter 1944/45 aus den geräumten Konzentrationslagern Auschwitz und Groß-Rosen in den Harz gebracht wurden, begann die Auflösungsphase des KZ Mittelbau. Dargestellt werden in diesem Ausstellungsabschnitt zudem die Todesmärsche aus dem geräumten KZ Mittelbau im April/Mai 1945, die Befreiung einiger Hundert Überlebender in Dora und in der Boelcke-Kaserne am 11. April 1945 sowie die Geschichte des „DP-Camps“ Dora. Präsentiert werden ferner die Prozesse gegen nur wenige Täter aus dem KZ Mittelbau, die im Kontrast stehen zu den Nachkriegskarrieren vieler anderer Täter, vor allem der Manager und Ingenieure, und zu den Lebenswegen von KZ-Überlebenden, die lange vergeblich auf gesellschaftliche Anerkennung und materielle Entschädigung warten mussten.


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